Wahlkampf 2.0 - kein Wahlkampf ohne Social Media

Die anstehende Wahl ist die erste Nationalratswahl, bei der die soziale Medien eine Schlüsselrolle für das Ergebnis spielen werden. Alle neuen Parteien, die am 29. September bundesweit bei der Wahl antreten werden, sind in sozialen Medien aktiv und machen den diesjährigen Nationalratswahlkampf zum ersten in Österreich, bei dem auch Online um jede einzelne Wählerstimme gekämpft wird. Bei der letzten Nationalratswahl im September 2008 hatte Facebook in Österreich noch weniger als 100.000 Nutzer, MySpace war noch das wichtigste Social Network, Armin Wolf hatte gerade erstmal seinen Twitter Account angelegt und der derStandard.at war noch die Begleiterscheinung der "echten" Tageszeitung.

Jetzt, eine Legislaturperiode später hat Facebook weltweit mehr als eine Milliarde und in Österreich beinahe 3 Millionen. Twitter ist eine der wichtigsten Informationsdrehscheiben geworden und derStandard.at ist mittlerweile eine der wichtigsten Berichterstatter. Somit müssen sich alle Parteien auf eine neue Art von Wahlkampf einstellen – dieser Wahlkampf wird zum ersten Mal komplett anders. Jedoch verfolgen nicht alle Parteien eine eindeutige Social Media Strategie im aktuellen Wahlkampf.

Altbekannte Kommunikationsstrategien, die Parteien seit jeher in Massenmedien verwenden und welche bisher funktioniert haben, erweisen sich in den sozialen Medien meist als Flop. Der große Traum vom amerikanischen Wahlkampf lässt sich jedoch nicht mit den klassischen Mitteln so leicht umsetzen - dazu bedarf es einer eigenen Strategie und Herangehensweise.

 

US-Studie: Viele Tweets bedeuten viele Wahlstimmen

Laut Forschern der Indiana University in den USA können Tweets als Instrument für Wahlprognosen dienen. Es gibt anscheinend einen Zusammenhang zwischen der Anzahl an Tweets, die den Namen eines Kandidaten für die Wahl des Kandidaten in den Jahren 2010 und 2012 enthielten und den anschließend tatsächlich erzielten Stimmen. Dabei war es nicht von Bedeutung, ob der Tweet über den Kandidaten positiv oder negativ war – die Forscher nennen das "Jede Aufmerksamkeit ist eine gute Aufmerksamkeit"-Ergebnis.

 

Ranking der österreichischen Parteien

Die nachstehende Grafik zeigt ein aktuelles Ranking der Parteien in den sozialen Medien. Gerade bei jungen Leuten kommen vor allem NEOS und Team Stronach gut an, das geht aus den Seiten-Statistiken der Facebook-Seite sowie aus dem Facebook Ad Planner hervor. Der Großteil der Seiten-Nutzer der beiden Seiten ist unter 24 Jahre alt. Vor allem beim Team Stronach wird verstärkt auf soziale Netze gesetzt. Auf der Team Stronach Facebook Page gibt es eine Facebook Applikation mit den besten Sprüchen von Frank Stronach. Die Partei nimmt somit, teils auch lustige, Aussagen von Stronach auf und man kann diese mit dieser Applikation abspielen und mit seinen Freunden teilen.

Die einzige Großpartei mit keinem offiziellen Partei-Auftritt in den sozialen Medien ist die FPÖ. HC Strache besitzt zwar von allen österreichischen Politikern die größte Personen Fanpage (siehe Abb. 2), jedoch entgeht der Partei somit die Chance die Reichweite der HC Strache für den Wahlkampf zu nutzen um eine einheitliche FPÖ Facebook-Seite zu pushen.

Was interssant zu beobachten ist, dass es bei nahezu keiner Partei einen durchgängiger Social Media Auftritt gibt. Jeder Auftritt der Parteien gleicht kaum einem anderen - so sieht die allgemeine ÖVP Seite komplett anderes aus als jene der VP Niederösterreich. Ebenso die Redaktion der Seiten ist nicht aufeinander abgestimmt. Die einzigen Parteien, bei der es auf den ersten Blick den Anschein macht als sei eine einheitliche Strategie vorhanden sind die Grünen und das Team Stronach.

Politik Social Media Ranking

Abb. 1: Parteien Social Media Ranking (Quelle: Politometer, 2013-08-27)

 

 

Politiker in den sozialen Medien

Wie man in der Abbildung 2 erkennen kann wird die Rangliste der österreichischen Politiker von HC Strache angeführt. Strache hat auf seiner Facebook-Seite beinahe fünf mal so viele Fans wie der zweit platzierte Sebastian Kurz. Es hat den Anschein als ob vorwiegend Politiker, die versuchen junge Wähler anzusprechen die Nase vorne haben im Ranking.

Trotz der Partei-Initiativen in den sozialen Medien verzichtet Parteiobmann Frank Stronach auf einen eigenen Auftritt und vergibt in diesem Bereich viel Potential.

Interessanterweise ist die Facebook-Seite "Faymann 2013" noch nicht im Polit-Ranking, wobei es sich bei dieser Seite um die aktuell am schnellsten wachsende Polit-Seite auf Facebook handelt. Diese Seite scheint auch eine der wenigen Seiten zu sein, die durchdachten redaktionellen Content aufweist.

Politiker Social Media Ranking

Abb. 2: Politiker Ranking in den sozialen Medien (Quelle: Politometer, 2013-08-27)

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